Hinter uns liegt ein intensives und spannendes Wochenende, denn letzten Samstag und Sonntag leitete die Theaterpädagogin Virginie Bousquet einen Workshop bei uns. Ein ganzes Wochenende voller Theater-Power brachte uns als Theatergruppe zusätzlich einen bedeutenden Schritt weiter in der Rollenentwicklung für das Projekt „Hausarzt gesucht!“.
Unter der fachkundigen Leitung der Theaterpädagogin Virginie Bousquet aus Karlsruhe (hier geht’s zu ihrer Homepage) haben neun engagierte Teilnehmer, darunter sechs Mitwirkende des neuen Theater-Projekts ‚Hausarzt gesucht!‘ und drei externe Teilnehmer, erfahren, wie man sich im Theater eine Rolle erarbeitet. Dabei wurden grundlegende Theater-Kompetenzen wie Bewegung, Konzentration und Stimme behandelt, der Fokus lag allerdings auf der Rollenfindung.
Tag 1: Allgemeiner Teil – Kennenlernen und Bühnenpräsenz
Der Samstag begann mit einer herzlichen Begrüßung und dem Kennenlernen der Teilnehmer. Virginie Bousquet führte verschiedene Aufwärmübungen durch, um eine positive und offene Atmosphäre zu schaffen. Durch diese Übungen konnten die Teilnehmer nicht nur ihre körperliche Präsenz entwickeln, sie führten auch dazu, dass sich alle in der Gruppe schnell wohlfühlten. Anschließend wurde die Darstellung von verschiedenen Gefühlen in Mimik und Gestik geübt, was eine grundlegende Basis für die bevorstehende Rollenarbeit bereitete.
Tag 2: Spezifischer Teil – Rollenfindung anhand zweier ausgewählter Methoden
Am Sonntag legten wir mit frischer Energie los. Nach wieder sehr lustigen Aufwärm-Spielen, zeigte uns Virginie Bousquet, warum es wichtig ist, die Stimme aufzuwärmen und wie man dies am besten anstellt. Anschließend sind wir ganz tief in die Rollenfindung beim Schauspiel eingestiegen.
Wir haben uns mit der Methode von Stanislawski auseinandergesetzt, indem wir uns mit den biografischen Daten der eigenen Rolle auseinandergesetzt haben. Wir haben gelernt, uns in die Rolle hineinzuversetzen und durch „Method Acting“ die Figur wirklich zu sein. Die intensive Auseinandersetzung mit der Rolle geht über den bloßen Text des Theaterstücks hinaus und schafft eine tiefere Verbindung zwischen den Darstellern und ihren Charakteren. Zunächst stellt man sich einfache Fragen zur Rolle, beispielsweise: „Wie ist mein Name?“, „Was ist mein Beruf“, „Was ist mein Beziehungsstatus?“ usw. Um ein tiefgreifendes Verständnis der Figur zu erlangen, ist es jedoch entscheidend, die Gefühlswelt zu erforschen. Man muss sich fragen, wovor der Charakter Angst hat, was ihn oder sie besorgt, aber auch was ihm oder ihr Freude bereitet. Genauso muss man sich gut überlegen, wie man als Schauspieler diese Gefühle auf der Bühne authentisch und überzeugend darstellen kann.
Mit vielen verschiedenen spannenden Übungen zeigte uns die Theaterpädagogin, wie die Rollenfindung durch intensive Auseinandersetzung mit der Rolle gelingen kann.
Ein besonders faszinierender Aspekt des Workshops war die Rollenfindung anhand von Tieren. Entsprechend dem Strasberg’schen Ansatz suchten die Teilnehmer passende Tiere für ihre Rollen aus. Durch das Spielen dieser Tiere und das Übertragen ihrer Eigenschaften auf die Rolle entstand eine einzigartige Dynamik. Dies ermöglichte den Darstellern, ihre Charaktere mit ungewöhnlichen und auffälligen Eigenschaften zu bereichern, die das Publikum fesseln werden. Das mag sich einerseits lustig und amüsant anhören und das ist definitiv auch der Fall! Andererseits ist das Ergebnis dieser Art der Rollenfindung verblüffend. Es ist faszinierend, wie durch das Nutzen von Tiereigenschaften hochinteressante Charaktere entstehen, die auf der Bühne eine phänomenale Wirkung erzeugen.
Die Teilnahme am Workshop – so auch in der Feedback-Runde bestätigt – hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Unsere Spieler für das Projekt „Hausarzt gesucht!“ stehen nun nicht nur besser in ihren Rollen, sondern strahlen auch eine erfrischende Leichtigkeit in ihrem Spiel aus. Die Freude am Spielen ist spürbar, und wir können es kaum erwarten, diese Energie auf die Bühne zu bringen. Aber auch die Teilnehmer, die nicht am Projekt „Hausarzt gesucht!“ mitwirken, konnten den Prozess der Rollenfindung intensiv durchleben. Wir hoffen, ihr könnt das Gelernte bald anwenden!
Insgesamt war unser Workshop zur Rollenfindung ein voller Erfolg. Wir haben nicht nur gelernt und geübt, sondern vor allem gelacht und uns als Gruppe weiterentwickelt. Wir schauen voller Vorfreude auf die kommenden Proben des Projekts „Hausarzt gesucht!“ und darauf, die uns während des Workshops angeeignete Rolle auf der Bühne zu präsentieren.
Der Workshop wurde gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst über den Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg e.V.